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Das italienische Küstendorf Manarola ist zur blauen Stunde hell erleuchtet.

Fototipps

Langzeitbelichtung: Geeignet für jeden Städtetrip

Ob tagsüber oder nachts: Das bloggende Fotografenpaar Annika und Mathias Koch gibt Ihnen Motivideen und Einstellungen für effektvolle Langzeitbelichtungen, sodass Sie auf Ihrer nächsten Reise bestens vorbereitet sind.

Von Annika Koch

Der Begriff Langzeitbelichtung beschreibt eine Kameraverschlusszeit von mehreren Sekunden bis hin zu mehreren Minuten. Sie dient dazu, Bewegungsabläufe festzuhalten oder um schwache Lichtquellen maximal zu nutzen. Städte sind voller Motive, die sich mit Langzeitbelichtungen zu fotografieren lohnen. Mit ihr können turbulente Orte bildlich gesehen noch «lauter» und aufregender wirken. Sie kann aber auch genutzt werden, um Ruhe ins Bild zu bringen. Mithilfe einer Langzeitbelichtung können Sie Menschen aus dem Foto «verschwinden» oder Tausende Lichter erstrahlen lassen.

1. Lange belichten, um die Umgebung zu neutralisieren

Das Schloss Chillon in der Nähe des schweizerischen Montreux vor dem Sonnenuntergang.
Durch eine sehr lange Belichtungszeit verschwimmen sowohl die Wasseroberfläche als auch die Wolken am Himmel.
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Langzeitbelichtungen eignen sich gut, um eine unruhige Umgebung zu beruhigen, wie hier das Beispiel des Schlosses Chillon zeigt. Aufgrund des bewölkten Himmels und sehr welligen Wassers wirkte der Anblick zunächst sehr unruhig, das Schloss hob sich nicht besonders schön vom Hintergrund ab. Durch eine Belichtungszeit von circa 45 Sekunden wirkt das Wasser auf dem Bild dagegen sehr glatt und die Wolken ziehen sich lang. Der Effekt: Das Schloss rückt automatisch in den Fokus der oder des Betrachtenden.

Nützliche Tipps für die Langzeitbelichtung

  1. Sie können jede Kamera verwenden, die eine manuelle Einstellung von Belichtungszeit und Blende erlaubt. Selbst die meisten Smartphones sind in der Lage dazu.
  2. Verwenden Sie ein Stativ, um die Fotos nicht zu verwackeln. Zu Not geht es auch mit anderen unbeweglichen Unterlagen wie Mauern, jedoch wird dadurch die Perspektive eingeschränkt.
  3. Benutzen Sie den Selbstauslöser – denn selbst die kleine Bewegung beim Auslösen des Fotos kann zur Verwackelung des Fotos führen.
  4. Erst nach einigem Ausprobieren werden Sie die genauen Einstellungen kennen. Das kann ein paar Versuche dauern, aber auch der Weg zum Foto ist spannend und macht Spass.
  5. Für Langzeitbelichtungen am Tag benötigen Sie einen sogenannten Neutraldichtefilter (ND-Filter). Er ist wie eine Sonnenbrille für die Kamera, da das Foto ansonsten überbelichtet wird.
  6. Der Bildstabilisator sollte ausgestellt sein, da sonst die Kamera minimale Bewegungen auszugleichen versucht, wodurch das Foto verschwimmen kann.

2. Bewegungsunschärfe bei bewegten Objekten

Zu sehen ist eine Strassenbahn in der Innenstadt von Zürich, die aufgrund ihrer Bewegung unscharf zu sehen ist.
Die Bewegung von fahrenden Objekten einzufangen kann ein spannendes Foto ergeben.

Bei diesem Foto ist die Strassenbahn als sich bewegendes Objekt unscharf, wohingegen die Stadt drum herum klar und deutlich zu sehen ist. So entsteht eine besondere Dynamik im Bild und lässt dieses sehr lebendig wirken. Dafür genügt eine nicht allzu lange Belichtungszeit, etwa im Bereich einer 30tel-Sekunde. So bleibt die Strassenbahn noch als solche erkennbar.

3. Menschen verschwimmen lassen

Zur Blauen Stunde auf einer Brücke in Melbourne ist die Rückseite einer Frau in einer Menschengruppe zu sehen. Mit Ausnahme der Hauptfigur sind die Menschen durch den Langzeitbelichtungseffekt verschwommen zu sehen.
Blaue Stunde in Melbourne: Durch eine längere Belichtungszeit scheinen die Menschen zu «verschwimmen».

Städte sind voller Leben und besonders an bekannten Orten ist man selten allein. Zum Glück lassen sich mit Menschenmengen spannende Effekte erzeugen. Mit einer verhältnismässig kurzen Langzeitbelichtung verschwimmen Bewegungen, die gehenden Menschen sind jedoch gerade noch als solche erkennbar. Werden die verschwommenen (weil bewegten) Figuren mit einer unbewegten Person kombiniert, ergibt dies ein ausdrucksstarkes und dynamisches Bild, durch dessen Betrachtung das hektische Treiben des Stadtlebens sehr gut nachempfunden werden kann. Bei diesem Foto haben wir die Verschlusszeit auf 0,8 Sekunden eingestellt.

4. Lichter auf der Straße

Es ist eine Autobahn bei Nacht zu sehen, auf der die Lichter einzelner Autos zu zusammenhängenden leuchtenden Linien geworden sind. Im Hintergrund ist die Skyline Sydneys zu sehen.
Strassen in Kombination mit einer Skyline sind ein tolles Motiv für nächtliche Langzeitbelichtungen.

Ein sehr beliebtes Motiv bei der Fotografie mit Langzeitbelichtungen sind Strassen und Autobahnen bei Nacht. Die Lichter der Autos ergeben nämlich eindrucksvolle Streifen, die sich über die ganze Strasse zu ziehen scheinen. In Kombination mit der Skyline einer Grossstadt wird das Bild noch spannender. Je weniger die Strasse übrigens befahren ist, desto länger sollte belichtet werden, um möglichst schöne Lichtstreifen zu erhalten.

5. Spiegelung dank sehr langer Belichtungszeit

Das Schloss Moritzburg zum Sonnenuntergang. Es liegt im Hintergrund des Bildes und spiegelt sich unscharf im Wasser.
Durch Langzeitbelichtungen ergeben sich Spiegelungen.

Bei diesem Foto des Schlosses Moritzburg in Sachsen haben wir mehrere Minuten belichtet und auf diese Weise ein Bild erzeugt, das ganz anders aussieht als die Realität. Eigentlich war es ein windiger, sehr bewölkter Tag und das Wasser unruhig. Durch die sehr lange Belichtungszeit wird das Wasser jedoch so geglättet, dass eine Spiegelung erscheint. Auch die Struktur der Wolken wirkt optisch verändert, wodurch das ganze Foto wesentlich ruhiger erscheint.

Technik-Tipp:

Es muss nicht immer das grosse schwere Stativ sein. Für eine Städtereise eignet sich auch perfekt ein kleines flexibles Stativ, welches sich zum Beispiel um Geländerstäbe klemmen lässt oder auf Mauern stehen kann. So sparen Sie jede Menge Gewicht.

6. Stern-Effekt der Lichter

Das italienische Küstendorf Manrola ist zur blauen Stunde hell erleuchtet. Die einzelnen Lichter der Häuser wirken durch die Langzeitbelichtung wie Sterne.
Mit der Langzeitbelichtung erstrahlen die Lichter von Manarola in Form von Sternen.

Ein weiterer schöner Effekt ist es, unnatürliche Lichtquellen wie Lampen als Sterne erstrahlen zu lassen. Dazu sollte die Blende so weit wie möglich, aber nicht ganz geschlossen werden. Zur «Blauen Stunde», also kurz nach Sonnenuntergang, ist dieser Effekt besonders schön, da zu dieser Zeit die Umgebung noch gut erkennbar ist. Vor allem in Städten mit ihren zahllosen Lichtern gibt es viele Möglichkeiten, damit tolle Fotos zu kreieren.

Technik-Tipp Feuerwerk

In vielen Städten gibt es zu besonderen Anlässen wie einem Nationalfeiertag ein Feuerwerk. Per Langzeitbelichtung lassen sich auch diese wunderschönen Effekte über der Stadt einfangen. Dafür bietet sich meist eine Belichtungszeit von etwa 15 bis 30 Sekunden mit entsprechender Blende zwischen 8 und 10 an. Wie so oft, gilt auch hier: Probieren sie es einfach aus! Jede Kamera ist anders und die Lichtbedingungen variieren.

7. Bewegungsunschärfe in der Metrostation

Eine U-Bahn fährt hinter einer Frau durch eine Metrostation. Die Person ist scharf zu erkennen, die U-Bahn verschwimmt in der Bewegung.
Mehr Bewegung im Foto durch die Langzeitbelichtung.

Eine Metrostation als Foto-Location? Wir sagen: unbedingt ausprobieren, denn hier gibt es tolle Möglichkeiten für ein spannendes Spiel mit der Belichtung. Die Bewegung von ein- oder vorbeifahrenden Bahnen kann in Kombination mit einer still stehenden Person super genutzt werden, um ein dynamisches Foto zu erzeugen.

Technik-Tipp Graufilter:

Sollten Sie einen Graufilter verwenden, fokussieren Sie das Objekt vorher manuell und stecken oder schrauben Sie erst dann den Graufilter auf das Objektiv. Durch einen Graufilter zu fokussieren, ist wesentlich komplizierter als ohne!

Nun sind Sie für Ihre nächste Städtereise bestens vorbereitet. Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Ausprobieren unserer Tipps!

Ihre Annika und Mathias Koch

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